Wittgenstein. Ludwig. Österreicher. Philosoph. Vorher war er alles mögliche.
Wenn ihr mehr über ihn lernen wollt, hier ist die LW Gesellschaft bzw auf Englisch, die ALWS, Austrian LW Society. Hier ist der schweizerische Aspekt und hier ist eine ausführliche Interpretation von Philomag (empfehlenswerte Zeitschrift/Magazin).
Ein einziges Werk in seinem Leben veröffentlicht. Das Werk hieß Tractatus logico-philosophicus und wurde vom Autor selbst in späteren Zeit heftig kritisiert.
Eine Falle für jeden unbedarften Leser (mich!). Man kann die durchnummerierten Sätze lesen, man kennt die Wörter und kann sie durchaus verstehen. Es ist bloß die Einbildung, die Illusion, die Selbstüberschätzung und die Unterschätzung der Limitationen der Sprache.
Für den Hintergrund des Tractatus, muss man erst eine kurze Biografie des Ludwigs lesen. Wo und unter welchen Bedingungen er geboren wurde, was studierte er, wo er sich beschäftigte, mit welchen "Peers" er die ersten Lebenserfahrungen hatte und alle diese kleine Details, die einen Philosoph bzw einen wichtigen Menschen erschaffen.
Bertrand Russell und ein Paar Jahre früher Gottlob Frege, beide Mathematiker und Begründer der Logikphilosophie und vielleicht der analytischen Philosophie, beeinflussten dermaßen seine Denkweise, er könnte sich als der neue William von Ockham vorstellen. Wer Interesse daran hätte, sollte eine kurze-allerdings prägnante-Veröffentlichung vom Frege "Über Sinn und Bedeutung" (Jahr 1892) lesen. Laut Wikipedia "....Die Abhandlung zählt zu den zentralen Texten der Sprachphilosophie und der linguistischen Semantik."
Zitaten oder Thesen?
Der Text vom Tractatus (alles in allem 33 Seiten!) ist so extrem hochkondensiert, dass es weh tut. Wittgenstein greift jede seiner Gedanken und verwandelte sie zu etwas Kompaktes, etwas so massiv Solides, wie Steinklötze im Ozean der (Un)Logik. Das sind Sätze, pure und reine Sätze, Subjekt-Verb-Objekt. Passagen, die mit ihrer gewaltigen Direktheit, faszinieren und gleichzeitig alles offen lassen.
Ganz im Gegenteil zu den Zitaten, die bekannten, kompakten und kurzen "Weisheitsperlen", sind Wittgensteins Sätze, die Thesen seiner Welt. Oder die Raketen, die unmittelbar in die schwarzen Löcher seines Universums schleudern. Thesen der Welt des Falles, weil....so der erste Satz, "die Welt ist alles, was der Fall ist".
Zuvor sprach ich von Einbildung, dennoch belangte seine Stellungnahme die eigene Arroganz an, er habe damit alle philosophischen Problemen gelöst.
"Die Welt ist die Gesamtkeit der Tatsache und nicht der Dinge", sagt er aus. Ansichtssache! Klaro!
Und folgend: "das logische Bild der Tatsachen ist der Gedanke." "Was das Bild darstellt ist seinen Sinn"
Die einfachen Begriffe nehmen im Ludwigs Mund eine besondere, wohl wissend-gestörte Form. Zum Beispiel, .....betont er
"Der Gedanke ist der sinnvolle Satz. Die Gesamtheit der Sätze ist die Sprache. Es ist menschenunmöglich, die Sprachlogik aus ihr unmittelbar zu entnehmen. Die Sprache verkleidet den Gedanken".
Oder "der Satz ist ein Bild und ein Modell der Wirklichkeit".
Er vertritt somit eine Theorie, dass die Sprache die-oder besser-EineWirklichkeit darstellt, die im 1:1 Verhältnis sein können. Mit ein bisschen Hilfe von Hr. Siegfried König und selbstverständlich vom Internet und seinen Experten, that is With a little help from my friends, konnte ich das Bestehen und Nichtbestehen von Sachverhalten so gut wie möglich zu verfolgen.
Besonders repräsentativ (und in meinen Augen klar und unmissverständlich) ist der Teil mit der Metapher der Musik.
"Die Grammophonplatte, der musikalische Gedanke, die Notenschrift, die Schallwellen, stehen alle in jener abbildenden internen Beziehung zueinander, die zwischen Sprache und Welt besteht."
" Daß es eine allgemeine Regel gibt, durch die der Musiker aus der Partitur die Symphonie entnehmen kann, durch welche man aus der Linie auf der Grammophonplatte die Symphonie und nach der ersten Regel wieder die Partitur ableiten kann, darin besteht eben die innere Ähnlichkeit dieser scheinbar so ganz verschiedenen Gebilde. Und jene Regel ist das Gesetz der Projektion, welches die Symphonie in die Notensprache projiziert. Sie ist die Regel der Übersetzung der Notensprache in die Sprache der Grammophonplatte.
Wie ein sternklarer Himmel! Und noch interessanter, sein Statement über den Ursprung der (schriftlichen) Sprache.
4.015 Die Möglichkeit aller Gleichnisse, der ganzen Bildhaftigkeit unserer Ausdrucksweise, ruht in der Logik der Abbildung.
4.016 Um das Wesen des Satzes zu verstehen, denken wir an die Hieroglyphenschrift, welche die Tatsachen die sie beschreibt abbildet.
Und aus ihr wurde die Buchstabenschrift, ohne das Wesentliche der Abbildung zu verlieren.
Ich hätte es vor, einen Post irgendwann zu schreiben, über die Sprachlogik und Sprachentwicklung, aber erstens es muss auf griechisch sein und zweitens es ist mehr Linguistik/Fakten und Geschichte der indoeuropaischen Sprachen und weniger Kulturphilosophie und Erklärung der Abbildung der Sprachen.
Zurück zum Wittgenstein und seinen Begrenzungen. "Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt"
Er besteht darauf, der Bereich von Kunst, Ethik, Religion und von allen innerpsychischen Prozessen gehört zum Mystischen. Ein wichtiger Bestandteil, der einen hohen Stellenwert besitzt, darüber kann man allerdings durch Wissenschaft nix aussagen. Man kann über Ethik nicht reden, so Wittgenstein, man muss die vollziehen.
Was er zum Ausdruck bringt, ist die Unordnung oder zumindest die fehlende a priori Ordnung der Dinge.
Und ungefähr 20 Jahre vor Sartre legt es fest:
"...Zu einer Antwort, die man nicht aussprechen kann, kann man auch die Frage nicht aussprechen. Das Rätsel gibt es nicht. Wenn sich eine Frage überhaupt stellen läßt, so kann sie auch beantwortet werden..."
Abschließend (und für mich der Abglanz seines bewussten Umgangs mit seiner Pracht) findet sich der Tipp mit all diesen Sätzen. Sie seien bloß die Leiter, ihretwegen sieht man die Welt herab, daraufhin muss man die Leiter wegwerfen, aber nachdem er auf ihr hinaufgestiegen ist.
"Er muß dies Sätze überwinden, dann sieht er die Welt richtig."
Finale: (egal was jeder von uns aus Wittgenstein rausnimmt)
Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen.
Endet.
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